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Alleinsein als Chance

  • Autorenbild: brigit
    brigit
  • 22. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Okt.


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Viele Menschen trennen sich nicht oder lange nicht, aus Angst vor dem Alleinsein und vor Einsamkeit. Das Thema Einsamkeit ist mit Scham besetzt und oft tabu. Wer Einsamkeit durchblicken lässt, kann beim Gegenüber diffuse Ängste wecken. Einsame werden oft gemieden und fühlen sich dadurch noch mehr isoliert und abgeschnitten und landen in einem Teufelskreis. So kann chronische Einsamkeit entstehen, welche nicht nur gesundheitsschädlich ist, sondern auch die Neigung zu Selbstbezogenheit fördert und Offenheit und Einfühlungsvermögen schwinden lässt.

 

Nach Verena Steiner gibt es verschiedene Facetten von Einsamkeit:

 

Emotionale Einsamkeit

Fehlen von emotionaler, intimer Nähe und Liebe; das Fehlen einer Partnerschaft oder von anderen sehr nahen Menschen.

 

Soziale Einsamkeit

Mangel an freundschaftlichen Beziehungen und befriedigenden Sozialkontakten; fehlende Gemeinschaft, d.h. sozial zu wenig eingebunden, isoliert.

 

Existenzielle Einsamkeit

Fehlen von Perspektiven, von erfüllender Arbeit, Aufgaben und Hobbys, von Sinn im Leben. Das Gefühl, nicht gebraucht zu werden. Mangel an selbstgesetzten Zielen, an Glauben und Hoffnung; innere Leere.

 

Alleinsein muss aber nicht automatisch Einsamkeit bedeuten. Die Frage, die sich hier stellt ist, was braucht es, um ohne die Nähe eines Partners oder einer Partnerin, die emotionale Einsamkeit zu lindern. Hier kommen verschiedene Studien und Forscher zum Ergebnis, dass es meistens um die fehlende Verbindung und Verbundenheit zu uns selbst geht. Die Beziehung zu uns selbst und unserem Innenleben und der Kontakt zu uns (unserem inneren Kind) und unserem Körper.

 

Es kann von entscheidender Bedeutung sein, sich für diese Lebensphase in der man freiwillig oder unfreiwillig alleine ist, ein Bild von sich selber, ein Wunsch-Ich, die Idee für dieses Lebensgefühl als Solistin zu machen und sich Vorbilder zu suchen. Man muss oder darf sich neu erfinden. Darin liegen ja auch so viele Möglichkeiten. Es geht darum mutiger und stärker zu werden und Ängste zu überwinden.

 

«Wie sonst nie und nirgendwo lernst du, dich deinen Unsicherheiten, Befürchtungen und Blockaden zu stellen und in Kürze gewaltige Fortschritte zu machen.»

Verena Steiner

 

Verena Steiner definiert sechs Kernthemen als Lernfelder für die Entwicklung von Verbundenheit, innerer Stärke, Glück und Lebensfreude:

 

-       Perspektive

-       Mut

-       Selbstfürsorge

-       Verbundenheit

-       Sinn

-       Lebensfreude

 

In all diesen sechs Bereichen gibt es spezifische Herausforderungen.

 

Mit Mut zu Soloabenteuern (Tagestouren, Solo-Abendessen in einem Restaurant, alleine auf Gruppenreise, alleine Reisen und alleine in die Ferien fahren) kann man der Leere etwas Kraftvolles entgegensetzen und so neue Energie und Zuversicht gewinnen. Wenn man alleine unterwegs ist, ist man viel offener für Begegnungen mit fremden Menschen und mit der Natur. Die Chance von Soloabenteuern ist, dass sie oft tiefer nachwirken und besser in Erinnerung bleiben. Wir können daran innerlich wachsen und sind stärker geworden und haben etwas Eigenes geschaffen. Und dies ist eine ganz tolle Kraftquelle und Ressource.

 

Selbstfürsorge ist im Sololeben ein Muss. Denn es geht darum, das was uns ohne Partner an Struktur, Liebe und Ermunterung, Feedback und Freude fehlt, sich so weit wie möglich selbst zu geben. Dies bedeutet auch in herausfordernden Situationen für sein inneres Kind eine liebevolle und verständnisvolle Mutter zu sein. Dafür braucht es Achtsamkeit sich selbst gegenüber und das Einüben von Mitgefühl und Selbstmitgefühl. Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst mit all seinen Schwächen und Stärken zu akzeptieren und uns genauso zu behandeln wie wir das mit unseren Liebsten tun würden. Es bedeutet, dass ich mich liebevoll um mich selbst und um meine Stimmung und mein Wohlergehen kümmere. Durch die Mutprojekte und eine bewusstere Selbstfürsorge wird die Eigenständigkeit unterstützt und für Wachstum und Aufleben gesorgt. Gleichzeitig wird man unabhängiger von der Anerkennung von anderen und kann sich zumindest teilweise selbst geben, was man bei anderen gesucht hat.

 

 

Mitgefühl und soziale Offenheit sind der Schlüssel zu Verbundenheit mit anderen Menschen. Durch diese Offenheit erlebt man, dass auch flüchtige Kontakte sehr beglückend sein können.

 

«Verbundenheit mit sich selbst lässt

sich am einfachsten durch den Körper erfahren.»

Verena Steiner

 

 

Die Frage nach dem Sinn taucht vor allem in Zeiten des Verlusts und des Wandels auf. Sinn ist die Quelle unserer Lebensenergie, Sinn nährt die Seele und beglückt. Sinn erfahren wir zudem beim Verfolgen eigener Ziele und Träume.

 

Nach Viktor Frankl (1905-1997) führen drei Wege zum Sinn:

 

Bewusstes Erleben: Sich durch die Schönheit der Natur, durch Kultur, durch Geistiges und den Glauben berühren lassen, Menschen liebend erfahren, Sinnes- und Körperempfindungen achtsamer wahrnehmen, Resonanzmomente spüren, Flow erleben.


Schöpferisches Tun: Etwas Kreatives machen, etwas mit Hingabe und Sorgfalt tun, etwas mit Entwicklungs- und Verbesserungsmöglichkeit tun, ein Werk schaffen, eigene grosse und kleine Ziele anpeilen, sich für etwas oder jemanden engagieren.


Bejahende Einstellung: Die Lebenswirklichkeit annehmen, das Leben zum Besseren hin verändern. Falls dies nicht möglich ist, Unveränderbares akzeptieren.

 

«Leben heisst Veränderung, ob wir diese wollen

oder nicht. Für einen guten Umgang damit

braucht es den Blick nach vorne und Offenheit,

sonst stagnieren wir. Offenheit für neue Interessen,

neue Menschen, neue Dinge und neuartige Erfahrungen.

Nur so erkennen wir Möglichkeiten, die neuen Sinn

ins Leben bringen könnten.»

Verena Steiner

 

Lebensfreude und Glück fehlen noch, um das Puzzle zu vervollständigen. Die Forscherin Sonja Lyubomirsky definiert Glück so:

 

«Glück ist die Erfahrung von Freude, Zufriedenheit

und positivem Wohlbefinden kombiniert mit dem

Gefühl, dass das Leben lebenswert, gut und sinnvoll ist.»

 

Unser Leben und unser Glück werden durch das geformt, was wir Tag für Tag, im Grossen wie im Kleinen entscheiden, was wir tun und was wir unterlassen.

Wenn wir optimistisch sind, denken, fühlen und handeln wir anders als in einer pessimistischen Haltung. Eine optimistische Haltung aktiviert; wir sind konzentrierter, geduldiger, ausdauernder und belastbarer. Wir vertrauen darauf, dass wir etwas zum Guten hin bewirken können – auch wenn es auf dem Weg dahin immer wieder Rückschläge und Enttäuschungen gibt.

 

Das Leben gelingt, wenn wir es lieben.

 

Glücksmomente und Resonanzmomente schaffen!

 

«Sich neuen Herausforderungen stellen ist unser wichtigstes Lebenselixier.»

Gerald Hüther

 

In diesem Sinne kann ich das Buch von Verena Steiner nur empfehlen. Es ist sehr inspirierend und ermutigend und voller praktischer Ideen und Anregungen. Alleinsein ist die Chance, um sich selbst besser kennenzulernen und neue innere Ressourcen aufzubauen.

 

 

Literatur:

 

«Solo – Alleinsein als Chance» Verena Steiner

 
 
 

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Brigit Leicht | Gewerbestrasse 12 | 8132 Egg bei Zürich | Schweiz | brigit@brigit.ch

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